Geschichte der Lega del Chianti

Historie



(Quelle: Lega del Chianti, Capitania Generale, Firenze)
Mehr als 7 Jahrhunderte sind vergangen seit der Gründung der Lega del Chianti auf Initiative der Republik Florenz. Eine militärische Organisation mit der Aufgabe, das Chianti-Gebiet zu verwalten und seine Südgrenze gegen feindliche Angriffe zu verteidigen. Im 12. Jahrhundert gehörte die Chianti-Zone fast ganz zur Republik Florenz, die mit Hilfe der Kirche und deren politisch-administrativer Unterstützung in den Pfarren die Kontrolle gewonnen hatte. Ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts wurde eine Ordnung für die Gebiete der „Liga et societas de Chianti" festgelegt. Unter dem Emblem des „Schwarzen Hahns" wurden sie eingeteilt in die Terzieri (Ortschaften) von Gaiole, Castellina und Radda, letztere war auserwählt als Sitz des Hauptquartiers, der Podestana. Das erste Statut dieser historischen Institution, in dem die von den Landbesitzern einzuhaltenden Zivil- und Strafrechtsnormen festgelegt wurden, geht auf das Jahr 1334 zurück. Aufgrund der Tatsache, dass es in den folgenden Jahren nicht mehr notwendig war, die Grenzen der Chianti-Region zu schützen, führte die Lega ihre Aktivitäten auf ziviler Ebene und in der Landwirtschaft fort. Natürlich stellte der Weinbau eines ihrer Hauptinteressen dar, und es wurden allgemeine Regeln für eine korrekte Weinproduktion erlassen. Und ab 1444 wurde eine Regelung der Weinlese zur Pflicht, die zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt und nicht vor dem St. Michaels-Tag, dem 29. September, erfolgen durfte, damit man sichergehen konnte, „jenen guten Wein, der sich so gut verkauft" zu erhalten. 1774 entschied Pietro Leopoldo, Großherzog von Toskana, die Lega del Chianti aufzulösen und eine neue Verwaltungsorganisation zu begründen.



Im Laufe der Jahrhunderte haben einige der Gründe, deretwegen die Lega del Chianti seinerzeit gegründet worden war, wieder an Aktualität gewonnen, so wie die kulturellen Ziele und die auf einer guten Lebensqualität basierenden Prinzipien, die einen großen Teil ihrer Aktivitäten gekennzeichnet hatten. Diesen kommt auch in moderneren Zeiten große Bedeutung zu. Zu diesem Zweck wurde die Lega del Chianti im Jahre 1970 wieder gegründet, und 1985 wurde sehr festlich der siebenhundertste Jahrestag ihrer Gründung gefeiert.


Organisation



Mitglieder der Lega del Chianti sind Männer und Frauen von überallher und aus allen Nationen, deren gemeinsamer Wunsch es ist, eine absolut einmalige Landschaft zu schützen und aufzuwerten. Hier war die Natur mehr als großzügig - sie ist überreich an Kunst und Geschichte, hier basiert die Kultur der Früchte dieses Bodens auf jahrhundertealtem Wissen. Jedes Mitglied gehört zu einem Terziere oder Piviere, die beide immer unter der Leitung eines Capitanos stehen und eigenständige Initiativen wie Kongresse, Verkostungen und Studienreisen fördern. Die Terzieri sind drei Kleinstädte, die gleichen Ortschaften der antiken Lega del Chianti, d.h. Castellina, Gaiole und Radda. Zu den Pivieri gehören in Italien Florenz, Greve in Chianti, Siena (einschließlich des Gebietes von Castelnuovo Berardenga, Monteriggioni u. Poggibonsi), Valdarno und Val di Pesa. Im Ausland gibt es zur Zeit die Pivieri: München für Deutschland, Basel, Bern, Locarno, Lugano, Solothurn und Zürich für die Schweiz und Wien für Österreich. Die „Legati" und die „Dame" (so nennen sich die Mitglieder der Lega) sind in vier Klassen unterteilt:

  • Legati und Dame d'Opera: sind diejenigen, die einen Wohnsitz im Chianti-Gebiet haben und/oder eine wirkungsvolle und stetige Tätigkeit zur Aufwertung desselben ausüben;
  • Legati und Dame d'Onore: sind diejenigen, die - obwohl sie die Ideale der Solidarität teilen - keine wirkungsvolle und stetige Tätigkeit im Chianti-Gebiet ausüben;
  • Legati Ecclesiastici: sind natürlich Priester; einer von ihnen hat - unter Einhaltung des Statutes der alten Lega del Chianti - die Funktion des Correttore;
  • Legati und Dame „Ad Honorem": sind diejenigen, die aufgrund besonderer historischer Verdienste darum gebeten wurden, zur Institution zu gehören.

Das höchste beratende Organ des Capitano Generale ist der Consiglio Maggiore, der Oberste Rat, bestehend aus zehn Legati und/oder Dame unter Vorsitz des Capitano Generale selbst, der diese Aufgabe früher auf Lebenszeit ausübte und in der wiedergegründeten Lega del Chianti durch Wahl während der Generalversammlung der Mitglieder der Lega del Chianti bestimmt wird und für die Dauer von sieben Jahren dieses Amt bekleidet.

Seit dem 4. Oktober 1998 ist Baron Giovanni Ricasoli-Firidolfi Capitano Generale.


Ziele



Die neue Lega del Chianti betrachtet sich als natürliche Fortführerin der antiken Institution, insoweit als sie, obwohl sie sich um die Notwendigkeiten einer ganz anderen Realität kümmert, gleichzeitig versucht, sich soweit als möglich an die alten Prinzipien zu halten. Natürlich ist ihre Aktivität nicht mehr durch eine Militärverwaltung gekennzeichnet, sondern eher durch ihre moralische und kulturelle Rolle. Im Statut sind die Ziele der Lega in drei Artikeln zusammengefasst: Aufwertung der Chianti-Region, Förderung der Weinkultur, des Landlebens und des religiösen Lebenssinns; Anregung zu einem universellen Bewusstsein, das in Freundschaft und Solidarität unter allen Bewohnern des Chiantis und all jener, die diesen „Flecken Erde" lieben, zum Ausdruck kommt.


Aktivitäten

 allgemein

Zum Beweis der fruchtbaren Aktivitäten der Lega del Chianti ist es sicher angebracht, die „Tagungen für historische Studien - Giornate di Studi Storici" zu nennen, die von 1979 bis 1997 jährlich im September im Renaissancepalast von San Donato in Perano in der Nähe von Gaiole in Chianti stattgefunden haben. Zahlreiche, namhafte Redner haben die wichtigsten Themen der Geschichte und der Zukunft des Chianti diskutiert. Gesprochen wurde über Architektur und Malerei, die Böden, die Religiosität der bäuerlichen Welt, die Weinkultur und mit dem Chianti verwandte Themen. Aber die Arbeit der Lega beschränkt sich nicht 'auf Reden.
Zu den vielen Aktivitäten gehören auch der entschiedene Widerstand gegen den Bau von Verbrennungsanlagen und Mülldeponien in einer einzigartigen Landschaft wie im Chianti und der tätige Einsatz für die Restaurierung dessen, was als eines der spirituellen Zentren der Lega del Chianti angesehen wird, die kleine Kapelle von Sant'Eufrosino, dem ersten Verkünder des Christentums im Chianti sowie Schutzheiligen dieser antiken Institution, in Panzano in Chianti. Die Lega hat die Arbeiten zur Restaurierung dieses kleinen Gebäudes übernommen, in dem sich noch ein Taufbecken befindet, in dem - so sagt man - einstmals eine wundertätige Quelle entsprang. Die Verbreitung der Kultur des Gebietes und nicht nur dieses, erfolgt durch eine mehrsprachige, halbjährlich erscheinende, elegant aufgemachte Publikation, deren Beiträge vorzugsweise von namhaften Autoren stammen. Vielfältig und markant sind die von den Capitani der Terzieri und Pivieri in ihren Bereichen organisierten Aktivitäten.
Das bedeutendste Ereignis für die Institution ist sicher das Jahreskapitel - Capitolo Annuale. Durchgeführt wird es von der Capitania Generale und findet alternativ in Kirchen und an prestigeträchtigen Orten in Florenz und Siena statt. Eine feierliche Zeremonie, in deren Rahmen nach der Hl. Messe, die Inthronisierungen - Intronizzazioni erfolgen. Das aufzunehmende Mitglied erhält nach der Verlesung des „Gelöbnisses - Promessa" vor dem Capitano Generale von letzterem im Rahmen eines antiken Zeremoniells die Aufnahme in die Institution.